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Rezension "Erbarmen" von Jussi Adler-Olsen

Erbarmen - Jussi Adler-Olsen

Nachdem eine Ermittlung jemandem in seinem Team das Leben gekostet und einen anderen an den Rollstuhl gefesselt hat, wird der dänische Kriminalhauptkommissar Carl Mørck als Leiter in das neu gegründete Sonderdezernat Q versetzt, wo er „kalte Fälle“ erledigen soll, die schon seit Jahren ungelöst herumliegen. Ihm zur Seite steht der Syrer Assad, als Putzhilfe und auch als Hilfsermittler.

 

„Erbarmen“ ist der erste Thriller (so wird das Buch vom Verlag bezeichnet, in meinen Augen ist es aber eigentlich ein Krimi, der „Thrill“ war weitgehen nicht vorhanden) um Carl Mørck und das Sonderdezernat Q und auch meine erste Begegnung mit ihm. Besonders sympathisch war mir der Ermittler nicht, er erschien mir ziemlich überheblich, gelangweilt und unmotiviert, aber ich denke, dass Sympathie auch nicht unbedingt das Ziel des Autors Jussi Adler-Olsen war. Die Idee, einen missliebigen Kommissar mit ungelösten Fällen in den Keller zu stecken, weil man ihn sonst nicht los wird, ist nicht neu, aber um einen spannenden Kriminalroman zu schreiben müssen die zu lösenden Fälle ja nicht zwingend erst vor zwei Stunden passiert sein.

 

Der Schreibstil von Jussi Adler-Olsen lässt sich flüssig lesen, ist ziemlich nüchtern und kommt ohne grosse Beschreibungen aus. Wer ausschweifende Schilderungen der dänischen Landschaft sucht, ist hier also fehl am Platz. Die Geschichte wird in zwei Handlungssträngen erzählt, einerseits aus der Sicht des Ermittlers Carl Mørck und andererseits aus der Sicht der Politikerin Merete Lynggaard, wobei der zweite Strang rund 5 Jahre vor dem ersten beginnt und rückblickend erzählt wird. Der Handlungsstrang um Mørck konzentriert sich auf die Ermittlungen. Das Privatleben des Ermittlers wird zwar einige Male kurz angerissen, spielt aber keine wesentliche Rolle in der Geschichte. Ich bevorzuge meine Krimis auf diese Art, aber wer sich bei der Lektüre auch gerne in das Privatleben der Ermittler versetzt, wird hier wohl zu kurz kommen. Die Charakterzeichnung scheint nicht unbedingt das Talent des Autors zu sein, seine Figuren bleiben im Grunde blosse klischeehaft gezeichnete Namen ohne Hintergrund oder Entwicklung.

 

Der Kriminalfall selber ist nicht wirklich aussergewöhnlich und eigentlich auch recht unplausibel. Die Auflösung ist leider ziemlich vorhersehbar. Trotzdem hat mich „Erbarmen“ gut unterhalten, Überraschungen dürfen jedoch keine erwartet werden.

 

 

Fazit

Solide Krimi-Kost, die wenig Neues bringt, aber trotzdem gut unterhält (meine Wertung beschreibt wie immer den Unterhaltungsfaktor, nicht die Qualität des Inhalts). Ich werde die Reihe auf jeden Fall weiterhin verfolgen und empfehle „Erbarmen“ gerne an Krimi-Fans, die auch von Romanen ohne grosse Überraschungen nicht enttäuscht sind und mit klischeehaften Figuren zurechtkommen. 

Quelle: http://aglayabooks.blogspot.ch/2015/07/erbarmen.html